Ruandareise – Dealing with traumatic pasts

Dealing with traumatic pasts – the only way to avoid Repetition

Gregory Scholz, Lehrer an dem Carl-Bosch Gymnasium in Ludwigshafen und Begleiter der Ruanda-Reise, berichtet:

Anlässlich des zwanzigsten Jahrestages des Genozids in Ruanda fuhren die Abiturienten Christoph Hanus (19 Jahre) und Dunya Ballout (19 Jahre) aus dem Carl-Bosch-Gymnasium gemeinsam mit mir, ihrem Stammkursleiter Gregory Scholz, auf eine zehntägige Reise nach Kigali. Sie waren Teil einer zwölfköpfigen Jugenddelegation aus rheinland-pfälzischen Partnerschulen und der UNESCO-Nelson-Mandela-Schule in Berlin. Vor Ort besuchten Sie ihre Partnerschulen, Gedenkstätten, verschiedene NGOs und auch zwischenstaatliche Institutionen. Organisiert wurde die Reise vom rheinland-pfälzischen Partnerbüro in Kigali, beziehungsweise vom rheinland-pfälzischen Innenministerium. Gemeinsam mit 15 ruandischen Teilnehmern nahm die Schülergruppe an dem Workshop »Dealing with traumatic pasts – the only way to avoid Repetition« teil. Die Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Ruanda setzten sich gemeinsam mit den traumatischen Geschehnissen in ihren Ländern, dem Holocaust 1933-1945 beziehungsweise dem Genozid 1994, und deren Bewältigung auseinander und erarbeiteten Handlungsempfehlungen für die Zukunft.

»Ruanda ist ein bewegendes Land mit vielen Gesichtern. Zwischen hochentwickeltem Stadtbild und verarmten Straßen, zwischen der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und intensiver Friedensarbeit und zwischen großer Gastfreundlichkeit und versteckter Distanz geht das Land an niemandem spurlos vorbei.« (Dunja Ballout)

»Die Reise war wie ein großes Abenteuer in einer überraschende grünen Landschaft. Sie wird mir immer in Erinnerung bleiben.« (Christoph Hanus)

»Wir wollen eine nachhaltige Partnerschaft zwischen den jungen Leuten aus Rheinland Pfalz und Ruanda. Deswegen ist ein solcher Jugendaustausch ein tolles Projekt. Wir fühlen uns sehr geehrt, diese Erfahrung schon in einem so jungen Alter gemacht zu haben und können nur empfehlen, dieses Land zu besuchen.« (Dunja Ballout)

Eine Reaktion auf unsere Ruanda-Reise, die mir in Erinnerung geblieben ist, lautete folgendermaßen:

»Ich war gerade mit meinen Eltern zum Urlaub in Dubai. Das war toll. Aber die Reise nach Ruanda war die beste, spannendste und lehrreichste Fahrt meines Lebens.«

Dies zeigt, dass Schülerinnen und Schüler, die sich auf Land und Leute einlassen, so viele unglaubliche Erfahrungen machen können wie niemals zuvor. Viel zu wenige junge Menschen aus Europa fahren in ein Entwicklungsland, um sich tatsächlich mit den Menschen und dem Land selbst zu beschäftigen. Die Erfahrungen, die die Jugendlichen im Rahmen der Ruanda-Reise gemacht haben, sind also Erfahrungen, die viele Menschen niemals machen werden. Und sie sind enorm gewinnbringend: Aus den Gesprächen ergab sich, dass die Jugendlichen den deutschen Standard nun viel stärker zu schätzen wissen und ein Gefühl dafür entwickelt haben, was es bedeutet unter ärmlichen Verhältnissen aufzuwachsen und zu leben.

Bedeutsam ist auch der Perspektivenwechsel, den die Schülerinnen und Schüler durchlaufen haben: Ihnen ist deutlich geworden, dass Menschen, die um die Befriedigung von Grundbedürfnissen kämpfen müssen, die kaum Sicherheiten im Leben haben und die Schreckliches durchlebt haben, eine teilweise ganz andere Sicht auf die Welt und auf die Dinge haben, als junge Europäer.

In Ruanda wurden die Jugendlichen immer wieder von den Einheimischen gebeten, Botschafter für Ruanda in der Welt zu sein. Die Kosten, die für eine solche Reise aufgebracht werden mussten, sind hoch, doch ich bin der Meinung, dass sich jeder Euro lohnt. Denn die Jungendlichen sind durch diese Reise nicht nur zu Botschaftern für Ruanda, sondern ganz allgemein zu Botschaftern für alle Menschen geworden, denen es bei weitem nicht so gut geht wie uns Menschen der westlichen Welt. Dass die Jugendlichen ihre positiven und negativen Erfahrungen, Eindrücke und Emotionen in die eigene Familie, in die Schule und in den Freundeskreis tragen, ist gesamtgesellschaftlich zwar nur ein kleiner Schritt, aber dennoch pädagogisch gesehen von unschätzbarem Wert.

Alle Schülerinnen und Schüler, mit denen ich nach der Reise darüber sprechen konnte, wollen noch einmal nach Ruanda zurück und alle überlegen, ob sie nicht nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr in einem Entwicklungsland leisten wollen. Schließlich bot der Kontakt mit ruandischen Schülerinnen und Schülern nicht nur einen Mehrwert für uns Deutsche. Ich hatte den Eindruck, dass auch die Ruander viel von unseren Schülerinnen und Schülern mitgenommen haben.