Carl Bosch
Chemiker, Techniker, Industrieller
- 1874 27. August: Carl Bosch wird in Köln geboren. Sein Vater betreibt ein Installationsgeschäft.
- 1894-1896: Studium des Maschinenbaus und Hüttenwesens an der Technischen Hochschule Charlottenburg.
- 1896-1898: Chemiestudium in Leipzig.
- 1898: Promotion in organischer Chemie.
- 1899: Anstellung als Chemiker bei der »Badischen Anilin- und Soda-Fabrik« (BASF) in Ludwigshafen.
- 1908-1913: Arbeit an der technischen Durchführung der von Fritz Haber entwickelten, den Stickstoff der Luft bindenden Ammoniaksynthese in einem katalytischen Hochdruckverfahren (Haber-Bosch-Verfahren).
- 1914-1918: Stellvertretender Direktor der BASF. Während des Ersten Weltkriegs kommt auf die deutsche chemische Industrie die Suche nach Lösungen zur Deckung des Bedarfs an Salpeter zu. Dieser diente bis dahin zur Herstellung von Salpetersäure als Grundlage von Sprengstoff und Düngemitteln, kann aber nun durch die von Großbritannien über das Deutsche Reich verhängte Blockade nicht mehr importiert werden.
- Es gelingt Bosch als Leiter der Stickstoffproduktion, die BASF auf Grundlage des Haber-Bosch-Verfahrens und durch die Sicherung der wichtigsten Stickstoffaufträge bei der Obersten Heeresleitung (OHL) zum Monopol auszubauen. Zu diesem Zweck gibt er auch den Anstoß zum Bau der Leuna-Werke, der ab 1916 verwirklicht wird.
- 1916: Ordentliches Vorstandsmitglied der BASF.
- 1919: Vorstands-Vorsitzender der BASF. Bosch gehört als Sachverständiger der chemischen Industrie einer Gruppe von Deutschen an, die zu den Vorabsprachen für den Versailler Vertrag delegiert wird. Nach Abschluss des Vertrags erreicht er in Verhandlungen mit französischen Chemieindustriellen, dass die Pläne zur Zerschlagung der deutschen chemischen Industrie fallengelassen werden.
- ab 1922: Nach Verlagerung der wichtigsten Forschungs- und Versuchsbetriebe der BASF nach Leuna lenkt Bosch deren Arbeit auf weitere Anwendungen katalytischer Hochdruckverfahren.
- 1923 Bosch wendet seine Aufmerksamkeit der künstlichen Benzinerzeugung durch Kohlehydrierung – Umwandlung von Kohle in flüssige Treibstoffe und Schmieröle – zu. Dem in den BASF-Werken angestellten Physikchemiker Matthias Pier gelingt die synthetische Methanolherstellung.
- 1925: Gründung der IG Farbenindustrie AG. Die BASF spielt in dieser der Rationalisierung dienenden Fusion von Chemieunternehmen eine führende Rolle. Die Prozesse zur Bildung von Interessengemeinschaften auch unter Beteiligung der BASF laufen schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts.
- Bosch wird Vorstands-Vorsitzender der IG Farben. Er möchte mit ihr ein Universalunternehmen der Chemie schaffen, das alle Möglichkeiten zur technischen Realisierung von Forschungsergebnissen in Angriff nehmen kann. Pier entwickelt im selben Jahr das 1913 von Friedrich Bergius (1884-1949) erstmals durchgeführte Verfahren zur Kohlehydrierung unter Verwendung von Katalysatoren weiter. Die industrielle Erzeugung von Benzin ist nun möglich. In den folgenden Jahren ist die IG Farben unter Boschs Führung bemüht, durch umfangreiche Kartellabsprachen die Interessen der weltweit größten Chemie- und Ölfirmen zu berücksichtigen und damit ökonomische und politische Gegensätze auszugleichen.
- 1927: In Leuna wird die erste Braunkohlehydrierungsanlage eröffnet.
- 1931: Er erhält den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung chemischer Hochdruckmethoden.
- 1933: Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten sieht Bosch die IG Farbenindustrie, die er als sein Lebenswerk betrachtet, gefährdet. Erfolglos versucht er in einem persönlichen Gespräch mit Adolf Hitler, diesen von seinen Bedenken bezüglich einer zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Isolierung Deutschlands zu überzeugen. Aus Pflichtgefühl und um Erhalt eines internationalen Gleichgewichts bemüht, setzt Bosch in den folgenden Jahren seine Arbeit für Wissenschaft und Industrie trotzdem fort
- 1935: Vorsitzender des Aufsichtsrats der IG Farben.
- 1937: Nachfolger Max Plancks als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute: Max-Planck-Gesellschaft).
- 1940 26. April: Carl Bosch stirbt in Heidelberg. Dort gibt es heute das Museum »Villa Bosch«